Die Hundewürde wird nicht durch Arbeit begründet, aber durch Arbeitslosigkeit beschädigt.
(In Abwandlung eines Zitats von Ernst Reinhardt)
Vielleicht kennen Sie einen Hund in Ihrem Umfeld, dessen einziges Geschäft es ist, Passanten zu verbellen. Sein Halter glaubt, der große Garten, in dem die bedauernswerte Kreatur ihr Leben fristen muss, würde vollkommen ausreichen. Er hat doch genügend Auslauf, so meint er, der Garten wäre ja groß genug! Meistens ist der „Große Garten“ nur ein Streifen sterilen Rollrasens, der kaum breiter ist als ein Handtuch. Doch auch ein Garten von einem halben Hektar bedeutet für einen Hund, der jahrein jahraus seine Tage darin verbringt, nichts anderes als einen großen Zwinger. Normalerweise sind die Augen eines solchen Hundes matt und unbeteiligt. Nur wenn er seiner einzig verbliebenen Beschäftigung nachgehen und einen Passanten verbellen darf, kommt zwar kein Glanz, aber doch etwas wie Leben in seine Augen. Seine geröteten bis blutunterlaufenen Augen künden dann von seinem durch Stress erhöhtem Blutdruck. Einem solchen Hund sollte man nicht böse sein, er verdient Mitleid.
Langeweile ist der erste Kreis der Hölle!
Mindestens 30000 Jahre ist es her, seit sich Wölfe dem Menschen angeschlossen haben und zu Hunden mutiert sind. Der Hund ist das einzige Tier, das sich selbst und freiwillig domestiziert hat. Zunächst als Helfer auf der Jagd und später für viele andere Tätigkeitsbereiche wurden vom Menschen verschiedene Schläge und später Rassen selektiert. Das Aussehen der vierbeinigen Helfer stand dabei im Hintergrund. Wichtig war, in welchem Maß die Tiere die erforderlichen Eigenschaften für ihren Job aufgewiesen haben. So vielseitig die Arbeitswelt von Hunden auch sein mag, so haben sie doch eines gemeinsam: Sie wurden zur Arbeit gezüchtet. Selbst in Begleithunderassen steckt noch ein Großteil der Arbeitsanlagen, für die seine Vorfahren einmal selektiert wurden. Arbeitslosigkeit als Massenphänomen trat, gemessen an der langen Entwicklungsgeschichte des Haushundes, erst in allerletzter Zeit auf. Zu diesem Unglück kommt im schlimmsten Fall noch, dass dem Hund die Tätigkeit, für die er gezüchtet wurde, sogar untersagt wird. Der Dackel darf nicht graben, der Hütehund nicht hüten und wenn der Schlumpi seine Nase gebrauchen möchte und dort schnüffelt, wo es eben interessant riecht, hört er ein angewidertes „Pfui!“. Dabei muss er noch froh sein, wenn er überhaupt noch so etwas wie eine Nase hat und sie ihm nicht aus zweifelhaften Gründen weggezüchtet wurde.
Doch was kann man tun, wenn man keine Arbeit für den Hund hat, trotzdem aber einen solchen halten möchte? Um einen zufriedenen, ausgeglichenen Hund zu haben, wird man nicht umhin können, die fehlende Arbeit zu kompensieren. Wie diese Kompensation aussieht, hängt von den natürlichen Anlagen des einzelnen Hundes ab. Bei manchen muss die Nase beschäftigt werden, was in Form von Suchspielen bis hin zur Fährtenarbeit wie beim Pet- oder Mantrailing geschehen kann.
Bei anderen ist es der unbändige Bewegungsdrang, den der Hund ausleben muss, um geistig und körperlich gesund zu bleiben. Die meisten Hunde profitieren von einer Kombination aus Nasenarbeit, Gehirnarbeit und körperlichen Herausforderungen. Natürlich kann man alles auch übertreiben. Wie so oft ist hier das beste Maß das Mittelmaß. In einer intakten Mensch-Hund Beziehung wird der Halter immer merken, welcher Grad an Arbeitskompensation seinem Hund gut tut und wo es zu viel wird. Die richtige Beschäftigung ist diejenige, die sowohl dem Halter als auch dem Hund zu jedem Zeitpunkt Spaß macht. Bereiten Sie Ihrem besten Freund eine Freude, welche die Genüsse des teuersten Hundefutters und des bequemsten Sofas bei weitem übertrifft. Machen Sie den ersten Schritt und befriedigen Sie die elementarsten Bedürfnisse Ihres Freundes:
Geben Sie ihm Arbeit!
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