Der „Modehund“ ist nicht ganz neu, schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurden bestimmte, gefragte Rassen so bezeichnet, das Phänomen Modehund selbst gab es aber schon lange davor.
Auszug aus einem Feuilleton in einer Ausgabe der Presse aus dem Jahr 1858:
„(...) zuerst die italienischen Bologneser, dann die französisch schnöselden Möpse, und jetzt regieren die Engländer. Alle Modehunde sind jetzt Engländer, wie die Pintsche (sic!), die Bulldogs, die King Charles, die Blenheims*, die Rattenfänger, die Windhunde (Irish Greyhounds), die Terriers und zur Hasenjagd die Hunders.“ * Anm.d.Autors: Blenheim, eine Farbvariante des King Charles Spaniels mit kastanienroten Abzeichen auf perlweißem Grund Der erste bekanntere Filmhund, Rin Tin Tin aus den 20er Jahren, löste einen Run auf den Deutschen Schäferhund aus und führte zum ersten mal aufgrund der Massennachfrage zu gewissen Degenerationserscheinungen, die nach Abflauen der Modewelle wieder behoben werden mussten.
Der Mops, der heute ein breites Comeback erlebt, war der Salonhund der 20er Jahre um dann wieder vom Pinscher verdrängt zu werden, der damals schon sein erstes Comeback hatte. Seit etwa 1870 „out“, hatte er inzwischen sein Dasein als rattenjagender Stallpinscher fristen müssen (was er mit Sicherheit bevozugt hat). Der Nachfolger von Rin Tin Tin als Filmstar, der mit jedem Remake des Plots eine neue Welle an Langhaarcollies in die Haushalte spülte, war Lassie.
Während ein Langhaarcollie für Laien noch leidlich gut zu halten ist, sorgten die Rassen in neuzeitlicheren Filmen für gewaltige Probleme und volle Tierheime. Eine Liste von Film und TV-Hunden, die Modewellen ausgelöst haben (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Lassie: Lanhaarcollie
Beethoven: Bernhardiner
101 Dalmatiner: raten Sie!
Hund (Columbo): Basset Hound
Marley: Labrador Retriever
Uggie (The Artist): Jack Russel Terrier
Hachiko: Akita
Huutsch: Bordeauxdogge
Dazu kommen noch Werbespots, die mit ihren Hauptdarstellern ebenfalls zum Phänomen „Modehund“ beigetragen haben, wie der West Highland White Terrier aus der Werbung einer bekannten Futtermarke.
Andere Hunde wurden wegen ihrer prominenten Halter zu Modehunden. Man denke an den Chihuahua von Paris Hilton oder den Cão de Água Português (Portugiesischer Wasserhund), der das Amt des First Dogs unter Präsident Barack Obama bekleidet hatte.
Was spricht gegen die Anschaffung eines Modehundes?
Hunde, nach denen eine temporär stark gesteigerte Nachfrage besteht, werden in großer Anzahl vermehrt. Während in einer regulären, seriösen Zucht Züchter am Werk sind, die etwas davon verstehen und ein Naheverhältnis zu der entsprechenden Rasse haben, entstammt eine große Anzahl von Modewelpen unseriösen Welpenfabriken. Anstatt auf wichtige Merkmale zu achten, die sich dem Laien nicht auf den ersten Blick erschließen, wird, wenn überhaupt, nur auf Äußerlichkeiten geachtet. Wesensfestigkeit, rassetypischer Charakter, Fundament, Gesundheit und vieles mehr wird von derartigen Vermehrern bewusst hintangestellt.
Ein besonders trauriges Beispiel dieser Art ist der Berner Sennenhund, der in den 1990ern einen Hype erlebte und in dieser Zeit einen drastischen Einbruch seiner Lebenserwartung erfuhr. Die Rasse kommt dank engagierter Züchter langsam wieder auf die Beine. Dazu kommt, dass viele dieser Modehunderassen für einen unerfahrenen Halter im günstigsten Fall nicht rassegerecht zu halten sind. Entweder der Hund ist „schlimm“ (was kompletter Unsinn ist, die Tiere werden nur weder körperlich noch geistig ausgelastet), oder er resigniert in seinem Unglück, in seinen Augen ist kein Glanz und er ist in Lala- oder Nimmernimmerland. Im ungünstigsten Fall hat der Halter einen Hund, der für ihn und seine Familie eine tickende Zeitbombe darstellt. Als Beispiel für letzteres mögen der Bernhardiner und in letzter Zeit der Kangal und andere Herdenschutzhunde herhalten.
Was spricht für die Anschaffung eines Modehundes?
Absolut nichts.
Welche Hundrassen sind „out“, dafür aber als Familienhunde geeignet?
Viele. Welche Rasse für Sie genau die richtige ist, hängt aber von vielen Faktoren ab. Wohnungs- u. Gartengröße, möglicher Zeitaufwand, Alter der Kinder im Haushalt, Lebensstil und erwünschte Eigenschaften wie zum Beispiel Wachsamkeit oder Bindungsstärke spielen dabei eine Rolle.
Ich weiß, es ist nicht leicht, weil wir alle eine bestimmte Vorstellung vom Äußeren unseres Wunschhundes haben, aber: das Aussehen der Rasse sollte bei Ihrer Entscheidung die geringste Rolle spielen!
Wenn Sie sich bezüglich der zu erwartenden Eigenschaften nicht zu 100% sicher sind, dann
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