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Genetik vs. Realität: Was bringt ein DNA-Test für Hunde?

Autorenbild: Thomas HauserThomas Hauser
Zwei Mischlingshunde

Immer mehr Hundehalter, besonders von Mischlingen, stellen sich die Frage: „Aus welchen Rassen besteht mein Hund eigentlich?“ Diese Neugier ist nachvollziehbar, denn die genetische Herkunft eines Hundes könnte interessante Hinweise auf sein Verhalten, seine Gesundheitsrisiken und seine individuellen Bedürfnisse geben. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, was DNA-Tests zur Rassebestimmung leisten können und ob sie wirklich zielführend sind.


1. Was sind DNA-Tests bei Hunden?

DNA-Tests bei Hunden analysieren das Erbgut deines Hundes, um Rückschlüsse auf seine Abstammung und den Mix an Rassen zu ziehen. Solche Tests funktionieren ähnlich wie genetische Tests beim Menschen: Es wird eine kleine Speichelprobe genommen, die dann in einem Labor untersucht wird. Anhand bestimmter genetischer Marker lässt sich herausfinden, welche Rassen in der DNA des Hundes zu finden sind.

Die Ergebnisse können überraschend sein, insbesondere wenn der Hund äußerlich keine klaren Hinweise auf bestimmte Rassen gibt. Manche Halter entdecken Rassen, von denen sie nie vermutet hätten, dass sie in ihrem Hund stecken.


2. Was können DNA-Tests wirklich aussagen?

Obwohl DNA-Tests interessante Informationen über die Rasseherkunft liefern können, sollte man sich bewusst sein, dass die Ergebnisse oft nur grobe Schätzungen sind. Die Tests geben an, welche Rassen in bestimmten Prozentanteilen in der DNA des Hundes zu finden sind, aber sie können keine genauen Aussagen darüber treffen, wie sich diese Rassen in Verhalten oder Gesundheit des Hundes auswirken.

Zudem können die Ergebnisse je nach Anbieter variieren, da die Datenbanken der verschiedenen Labore unterschiedlich groß und umfassend sind. Ein Hund kann bei einem Anbieter als Mischling aus drei Rassen identifiziert werden, während ein anderer Anbieter vielleicht fünf Rassen im Mix findet.


3. Warum wollen Hundehalter wissen, welche Rassen in ihrem Mischling stecken?

Zwei Mischlingshunde spielen am Strand
Mischling oder "reinrassig"? Unter Kollegen kein Thema!

Das wichtigste Motiv vieler Hundehalter ist schlicht und einfach die Neugierde. Es ist spannend, sich vorzustellen, welche Rassen in einem Mischling vereint sind, und diese Informationen könnten Aufschluss über bestimmte Verhaltensweisen oder Eigenarten des Hundes geben. Daneben gibt es die weit verbreitete Erwartung, dass das Wissen über den Rassenmix dabei helfen kann, den Hund besser zu verstehen und gezielt zu fördern – sei es in Bezug auf Erziehung, Bewegung oder geistige Auslastung.

Doch diese Erwartung ist mindestens überzogen. Zwar mag es interessante Einblicke geben, doch der genetische Hintergrund allein ist selten der Schlüssel zu einem besseren Verständnis oder gar der Lösung von Verhaltensproblemen.


4. Was ist durch einen DNA-Test gewonnen?

Auf den ersten Blick mag ein DNA-Test verlockend erscheinen – schließlich verspricht er, die genetische Herkunft eines Hundes zu entschlüsseln. Doch was hat man am Ende wirklich davon? Außer der Befriedigung einer gewissen Neugierde über die Rassenanteile des eigenen Hundes bringt der Test für das alltägliche Leben mit dem Hund wenig Mehrwert. Wichtiger als seine genetische Herkunft ist die sogenannte Trieblage, also welche der zahlreichen Triebe im Hund mehr oder weniger ausgeprägt sind und welche dominant sind.

Die Kommunikation mit dem Hund und das Beziehungsangebot, das man ihm macht, hängen weit mehr von seiner individuellen Trieblage ab als von seiner DNA. Denn ein DNA-Test sagt über diese Triebe nur wenig aus. Am ehesten lässt sich die Trieblage bei sogenannten F1-Hybriden vorhersagen, also bei der direkten Kreuzung zweier reinrassiger Hunde. Hier sind sowohl das Aussehen als auch die Triebveranlagung noch relativ homogen.

Anders verhält es sich jedoch in den nächsten Generationen von Mischlingen. Innerhalb eines Wurfs können die Welpen trotz identischer DNA-Ergebnisse sehr unterschiedlich aussehen und auch ihre Triebe können stark variieren. Ein Welpe könnte beispielsweise einen ausgeprägten Hütetrieb zeigen, während ein anderer sich eher wie ein Bauhund verhält, während der Rest des Wurfs irgendwo dazwischen liegt.

Ein Dackelmischling
Hält er sich für einen Hütehund?

Diese Unterschiede betreffen nicht nur das Verhalten, sondern auch das äußere Erscheinungsbild. So kann es passieren, dass ein Welpe im Wurf einem Dackel ähnlich sieht, sich selbst aber für einen Hütehund hält, während sein Wurfbruder, der einem Collie ähnlich sieht, die Trieblage eines Bauhundes an den Tag legt. Die genetische Abstammung liefert also kaum verlässliche Hinweise auf das, was für die Mensch-Hund-Beziehung wirklich zählt: die individuelle Trieblage des Hundes.


5. Fazit

Am Ende des Tages bleibt die Frage, ob ein DNA-Test wirklich hilfreich

ist, um den eigenen Hund zu verstehen. Für viele Halter kann der Test eine spannende und bereichernde Erfahrung sein, die einen tieferen Einblick in die Herkunft des Hundes ermöglicht.

Mischlingshündin
Wie wird sich ihre Trieblage wohl entwicken?

Doch das Wissen darüber, welchen Rassenmix man vor sich hat, ist für die Beziehung zum Hund praktisch bedeutungslos. Wenn du einfach neugierig bist, dann ist das ein vollkommen legitimes Motiv, einen solchen Test durchführen zu lassen. Erwartest du jedoch, dass du dadurch eine bessere Beziehung zu deinem Hund aufbauen kannst oder gar eine Lösung für Verhaltensprobleme findest, liegst du falsch. In solchen Fällen ist dein Geld besser angelegt, wenn du dich an einen Hundecoach deines Vertrauens wendest, der dir hilft, die Herausforderungen mit deinem Hund gezielt anzugehen.



Beispiel:

Die Ängste von FREDDY haben unter Garantie nichts mit seiner Genetik zu tun.


 
 
 

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