
Die Gegensätze im Lebensgefühl in der Stadt und auf dem Land driften scheinbar immer weiter auseinander. Schlägt sich dieser Gegensatz auch auf die Hunde nieder?
Die Situation in der Stadt:

Städte sind noch nicht allzu lange die sterilen, nutztierfreien und kameraüberwachten Zonen, als die sie sich heute darstellen. Fleisch kostete vor nicht allzu langer Zeit nicht €4.-/kg, sondern hatte einen angemessenen Preis. Also wurden im Schrebergarten Hühner und Kaninchen gepäppelt, um den Speisezettel zu bereichern. Noch vor 50 Jahren wurde die Milch teilweise mit Pferdefuhrwerken ausgeliefert und am Stadtrand ging der unvermeidlichen Schlachtung ein gutes Schweineleben auf Stroh und im Schlamm voraus.
Zugegeben, auch wenn es Glück bringen soll, hat niemand Freude, der in Hundefäkalien tritt. Trotzdem muss die Frage gestattet sein, warum man etwas, das schon halb verrottet ist, in nicht verrottendes Plastik einwickelt (Ja, es gibt auch kompostierbare Gackerl-Sackerl, diese kommen aber nur sehr selten zum Einsatz). Die verbliebenen Fiakerpferde müssen Gack-Kübel hinter dem Allerwertesten tragen und Hundwürstchen müssen unter Stafandrohung in Plastikbeutel verpackt und korrekt entsorgt werden.
Das lenkt von der großen Masse der Stadthunde ab, die hervorragend sozialisiert sind. Sie sind Hundebegegnungen gewohnt und mit den Regeln der Hundehöflichkeit gut vertraut. Sie stellen sich ihren Artgenossen meist unaufgeregt und korrekt vor, fordern bei Sypmpathie zu einem Spielchen auf und setzen ihrenErstaunlicherweise ist der Großteil der Hunde in diesem Raumschiff-Enterprise-Umfeld weitgehend normal geblieben. In die Medien schaffen es Hunde nur, wenn sie sich daneben benehmen und es zu gröberen Schnappereien kommt. Spaziergang nach kurzer Beschnüffelung fort, falls sie sich nichts zu sagen haben.

Appell an städtische Hundehalter:
Tragen Sie Ihren Hund nicht prinzipiell, er hat Beine und würde dieselben gerne benutzen.
Brüllen Sie nicht: „Pfui!“, wenn Ihr Hund dort schnüffelt, wo es für einen Hund eben interessant riecht. Das Beschnüffeln von Losung und Urin von Artgenossen gehört zum artgerechten Verhalten.
Nehmen Sie in Hundefreilaufzonen Rücksicht auf andere und besonders auf kleinere Hunde. Auch wenn Ihr Riesenbaby noch so lieb und freundlich ist, so kann doch ein freundlich gemeinter Pfotentupfer für einen Hund vom Format eines Chihuahuas oder Yorkshire Terriers fatal enden.

Ein Besuch in der Hundeauslaufzone ist kein Selbstläufer. Beobachten Sie Ihren Hund ständig und greifen Sie ein, wenn es nötig ist.
Schauen Sie bei Spaziergängen auf Ihren Hund, dazu haben Sie ihn nämlich.
Lassen Sie Ihr Telefon für die Dauer des Spaziergangs bzw. in der Hundefreilaufzone in ihrer Tasche und stellen sie es auf lautlos.
Die Situation auf dem Land:

Ruhe, Naturnähe und jede Menge Spazierwege bieten eigentlich ideale Voraussetzungen zur Hundehaltung. Leider sind Landhunde oft nicht so ausgeglichen, wie es bei diesen idealen Bedingungen zu erwarten wäre.
Die Hunde werden oft genug überhaupt nicht ausgeführt. Zwar fristen sie ihr Dasein meist in einem großen Garten, doch auch der größte Garten ist für einen Hund nichts anderes, als ein großer Zwinger. Dementsprechend verhalten sich die Tiere. Unterfordert und sozial isoliert, ist es ihr einziger Lebensinhalt, die selten auftauchenden Passanten fanatisch zu verbellen. Das beginnt manchmal einen Kilometer, bevor man an dem bedauernswerten Zwingerbewohner vorbeikommt und endet erst, wenn man sich schon wieder einen Kilometer entfernt hat.
Die glücklicheren unter den Landhunden bekommen zwar angemessenen Ausgang, werden aber häufig von Artgenossen konsequent abgeschirmt. Kommt einem ein Halter-Hund-Team entgegen, so weicht der Halter schon von weitem der möglichen Begegnung aus. Der Effekt auf den Hund ist bei dieser Behandlung voraussehbar. Wer solcherart jeder Hundebegegnung aus dem Weg geht, überzeugt seinen Hund über kurz oder lang davon, dass Artgenossen etwas unheimliches bis bedrohliches sind, dem unter allen Umständen aus dem Weg gegangen werden muss.

Appell an ländliche Hundehalter:
Ein Garten ersetzt keine regelmäßigen Spaziergänge, ein Garten ist nur ein großer Zwinger!
Gehen sie anderen Hunden nicht prinzipiell aus dem Weg. Ein Halter, der ihnen mit seinem Hund an lockerer Leine entspannt entgegenkommt, stellt keinen Grund dar, großräumig auszuweichen.
Ihr Hund soll anschlagen, wenn er Grund dazu hat. Ein harmlos vorbeiflanierender Spaziergänger ist kein guter Grund. Stellen Sie das ab! Es nervt Ihre Passanten wie Ihre Nachbarn und tut dem Hund nicht gut. Sorgen Sie stattdessen für angemessene Beschäftigung!

Beschäftigen Sie Ihren Hund angemessen. Besonders Gebrauchshunderassen, wie sie in ländlicher Umgebung häufig anzutreffen sind, brauchen oft einen Job, um nicht neurotisch zu werden.
Комментарии