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Magazin: Blog2

Schwererziehbar?


Ein Dackelwelpe auf dem Arm
Dackelwelpe

Es wird ihnen eine gewisse Sturköpfigkeit und Schwerführigkeit nachgesagt. Tatsächlich sind sie eher keine Hunde für schwache Persönlichkeiten: Die "Bauhunde".


Derzeit werden von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) über 360 verschiedene Hunderassen anerkannt. So, wie sie sich in ihrem äußeren Erscheinungdbild unterscheiden, so verschieden sind sie auch in ihrem Charakter.

Ganz besonders viel "Charakter" haben Hunderassen, welche für die Jagd im Fuchs-, Dachs- oder Kaninchenbau gezüchtet wurden.

Welche Rassen das genau betrifft und warum diese Hunde über ein so ausgerägtes Selbstbewusstsein verfügen, sei hier einer genaueren Btrachtung unterzogen.


Ein Fuchwelpe lugt vorsichtig aus dem Bau
Ein Fuchwelpe lugt vorsichtig aus dem Bau


Baujagd - Was bedeutet das?

Eines gleich vorweg: Die Baujagd ist heute kaum mehr gebräuchlich und selbst unter sehr konservativen Waidmännern äußerst umstritten! Einerseits ist wegen der ausgebrachten Impfköder selten gewordenen Tollwut die Jagd auf Fuchs und Dachs nicht mehr so wichtig, andererseits ist die Baujagd mit erheblichen Gefahren für den Hund verbunden.

Bei einer Baujagd lässt man den Hund in einen Dachs- oder Fuchsbau (Jägersprache: Der Hund schlieft ein). Ziel des Unternehmens ist es, den Bewohner des Baues aus diesem heraus und vor die Flinte des Jägers zu treiben (Jägersprache: Den Bau sprengen) oder, falls dies (besonders beim Dachs) ´nicht möglich ist, die Beute laut bellend (jJägersprache: Standlaut) zu stellen. In zweiterem Fall werden Hund nebst Beute vom Jäger ausgegraben.

Zwei Silberdachse
Dachse vor dem Bau (Amerikanischer Silberdachs)

Die Gefahren für den Hund sind dabei:

  • Besonders der Dachs neigt dazu, dem verfolgenden Bauhund von sich zu trennen, indem er die Bauröhre verschüttet (Jägersprache: Verklüften).

  • Das Ausgraben des Hundes ist oft nur sehr theoretisch möglich. Starkes Wurzelwerk und Felsgestein machen das in der Praxis oft unmöglich.

  • Besonders Dachse sind äußerst wehrhafte Tiere. Die direkte Konfrontation eines Bauhundes mit einem Dachs führt in jedem Fall zu schwerer Verletzung und häufig genug zum Tod des Hundes.

Deutscher Jagdterrier
Deutscher Jagdterrier (Jungtier)

Der Charakter des Bauhundes

Aus den genannten Gründen wird diese Form der Jagd heute praktisch kaum mehr ausgeübt und das ist gut so!

Trotzdem verfügen die ehemals als Bauhunde geführten Hunderassen noch immer über ein ausgprägtes Selbstbewusstsein. Wenn man sich vor Augen hält, dass ein solcher Hund im Bau ganz auf sich gestellt war und es großen Mut erfordert, überhaupt in den Bau eines wehrhaften Raubtieres einzudringen, erscheint die Autarkie und die zuweilen bis zur Todesverachtung gehende Tapferkeit dieser Hunde nicht unlogisch.

Bei oberflächlicher Betrachtung mögen Hunde dieser Rassen sturköpfig oder gar schwererziehbar erscheinen. Dem ist aber keineswegs so, Bauhunde erfordern von Seiten des Halters nicht viel mehr, als eine gefestigte Persönlichkeit. Einen Halter, der in ihren Augen herumkaspert, werden sie nicht ernst nehmen und womöglich sogar mit Verachtung strafen. Die schwache Bindungswilligkeit, welche diesen Hunden teilweise in ihrer Rassebeschreibung nachgesagt wird, sollte nicht falsch verstanden werden. Ein solches Exemplar von Hund sieht sich schon genau an, an wen er sein Herz hängt oder eben nicht. Hat man einmal ihre Zuneigung gewonnen, übertrifft die Bindung eines Bauhundes an seinen Halter die der meisten anderen Hunderassen bei Weitem.

Rauhaardackel
Mrs. Green, Gast auf dem Schnuffelhof. Ein Kaninchendackel Bild: Thomas Hauser

Welche Hunde zählen zu den Bauhunden?

Die FCI zählt neben den bekanntesten Vertretern der Bauhunde, nämlich den Dachshunden (besser bekannt als Dackel) die folgenden Terrierrassen dazu:

  • Jack Russel sowie Parson Russel Terrier

  • Border Terrier

  • Foxterrier

  • Welsh Terrier

  • Deutscher Jagdterrier

Tatsächlich in nennenswerter Menge wurden davon nur die Dachshunde, die Jack Russel Terrier und die Deutschen Jagdterrier als Bauhunde geführt. Letztere sind sehr spezialisierte und zudem äußerst scharfe und harte Charaktere (Ausnahmen bestätigen die Regel) und sollten deshalb nur an Jäger abgegeben werden. Unterziehen wir deshalb jene beiden Rassen von Bauhunden, die auch als Familienhunde gehalten werden können, einer genaueren Betrachtung:


Drei Dackel
Langhaar, Rauhaar und Glatthaardackel

Der Dackel bzw. Dachshund

Der Dackel ist das edelste und erhabenste Tier, er ist die eigentliche Krone der Schöpfung - jedenfalls nach seinem eigenen Dafürhalten. Seine manchmal geradezu blödsinnig erscheinende Tapferkeit gepaart mit seinem ausgeprägten Selbstbewusstsein bringt ihn zuweilen in Schwierigkeiten. Die selben Eigenschaften sorgen aber auch dafür, dass in einer Gruppe von Hunden häufig der Dackel der "Chef" ist.

Dackel gibt es in drei verschiedenen Haarkleidern:

  • Rauhaar

  • Glatthaar

  • Langhaar,

sowie in drei verschiedenen Größen:

  • Large = Dackel

  • Medium - Zwergdackel

  • Small - Kaninchandackel.

An Farben ist vielerlei zulässig, wer aber Wert auf eine große Zuchtbasis und einen niedrigen Inzuchtfaktor legt, wird sich für ein schwarzes Tier mir braunem Brand beim Glatthaardackel, für ein braunes Tier bei einem Langhaardackel oder für einen "saufarbenen" Rauhaardackel entscheiden.

Jack Russel Terrier
Ein gut geführter Jack Russel Terrier

Der Jack Russel Terrier

Von allen Jagdhunden eignet sich wahrscheinlich der Jack Russel Terrier am besten für jagdfremde Tätigkeiten wie Agility oder Tricktraining, was seiner hohen Reaktivität geschuldet ist. Darüber hinaus sind sie über die Maßen arbeitsfreudig, im Rahmen ihrer körperlichen Möglichkeiten sehr vielseitig und dazu beinahe unermüdlich.

Trotzdem ist der Jack Russel Terrier beileibe kein Hund für Anfänger. Wie der Dackel auch, verzeiht er Fehler eher schlecht. Sich über einen (fremden) Hund zu beugen und ihm vielleicht noch den Kopf zu tätscheln, ist immer eine schlechte Idee. Derartiges ahndet ein selbstbewusster Terrier leicht einmal mit einem Abwehrbiß.

Neben dem verbreiteten glatthaarigen Jack Russel Terrier gibt es noch eine rauhaarige sowie eine stockhaarige Version dieser Rasse. Die Grundfarbe ist immer weiß, mit schwarzen´, braunen oder lohfarbenen Abzeichen.

Jack Russel Terrier
Nelly, Gast auf dem Schnuffelhof Bild: Thomas Hauser

Ist ein Dackel oder ein Jack Russel Terrier der richtige Hund für Dich?

Nun, das ist nicht so einfach zu beantworten. Ein Bauhund bedarf vielleicht keiner besonders großen Erfahrung mit Hunden. Eine gefestigte Persönlichkeit, ein ruhiges Wesen, eine gute Körpersprache, vor allem aber ein ausgewogenes Verhältnis aus Anpassungs- und Durchsetzungsvermögen sind aber dingend empfehlenswert.

Wenn Du Dir nicht sicher bist, welcher Hund zu Dir und deinen Lebensverhältnissen passt, nimmst du am besten eine Rasseberatung von einem zertifizierten Hunde- bzw. Tiertrainer in Anspruch. Bei mir ist diese Dienstleistung (Stand 2023) übrigens kostenlos.












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