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Magazin: Blog2

Tschardaken, Kukuruz und Kuruzen


Die Tschardake auf dem Schnuffelhof Bild: Thomas Hauser

Tschardake - klingt in den Ohren eines Gastes aus dem Norden ebenso wie der darin aufbewahrte Kukuruz beinahe ein bisschen wie hunnisch. Damit liegt man vielleicht nicht so weit von der vermuteten Etymologie dieser Begriffe entfernt.


Eine wahrscheinliche Herkunft für beide Wörter ist auf die Kuruzen zurückzuführen, aufständischer, verarmter, antihabsburgischer ungarischer Kleinadeliger unter der Führung von Franz II. Rákóczi. Die Kuruzen trieben von 1703 bis 1711 auch im heutigen Südburgenland ihr Unwesen, wobei sie scheinbar den Mais mitbrachten. Praktischerweise wurde dieses Getreide von den Einheimischen wohl nach den Kuruzen benannt. Ebenfalls auf diese Zeit geht vermutlich die Bezeichnung "Taschardake" bzw. Tschartake zurück.



Die Tschartake in Burgau Bild:Herzi Pinki Lizenz: CC BY-SA 3.0

Tschartaken waren einfache Wehrtürme aus Holz, die entlang der sogenannten "Kuruzzenschanze" zur Sicherung gegen marodierende Kuruzzen errichtet wurden. Ein originalgetreuer Nachbau einer Tschartake kann in der Gemeinde Burgau besichtigt werden. Diese Bezeichnung wurde -vermutlich zunächst scherzhaft- für die Darrhäuschen verwendet, welche für das neuartige Getreide benötigt wurden.

Bild: Zenturio Lizenz: CC BY-SA 3.0

Diese bäuerlichen Tschardaken waren Multifunktionsgeräte. Ihr eigentlicher Zweck war die Trocknung und Einlagerung Kukuruz. Dieser diente wohl eher zur Zubereitung von Türkensterz, einer der Polenta verwandten Zubereitungsmethode, dann als Viehfutter. In den Genuss von Kukuruz kamen in guten Jahren und bei Überschüssen nur privilegierte Schweine. Die Tschardake diente wohl auch dem Schutz vor unerwünschtem Schweinefraß.

Nachdem der Kukuzruz irgendwann im Frühjahr aufgegessen war, gehörte die Tschardake den Kindern des Hofes, die darin "Haus" spielten. Es soll auch vorgekommen sein, dass nach Dorffesten die Tschardake zum Grab der Unschuld mancher jugendlichen Dorfschönheit wurde, besonders bei Gatschwetter.

Bild: Zenturio Lizenz: CC BY-SA 3.0

Sehr zum Kummer von Kindern und Jugend war ende Juni wieder Schluss damit. Bis zur Mitte des Sommers trockneten die Bäuerinnen allerlei nützliche Heil- und Würzkräuter in den luftigen Darrhäuschen. Im August und September konnten erneut Kinder und Jugendliche von der Tschardake profitieren, bis im Oktober wieder der Kukuruz eingelagert wurde.

Tschardakengruppe in Halbturn Bild:Geisler Martin Lizenz:CC BY-SA 3.0

Ausgestorben sind die Tschardaken nicht. Wer im Südburgenland sehenden Auges durch die Landschaft fährt, bekommt noch einige davon zu sehen. In Halbturn (Nordburgenland) wird sogar ein Tschardakenfest gefeiert, es gibt dort eine Tschardakenstrasse.



Zu besichtigen ist eine gut erhaltene Tschardake auch bei uns auf dem



Schauen Sie sich das an!





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